Die Darstellenden der Eichenschule Scheeßel aus Niedersachsen entführen das Publikum in eine düstere Welt zwischen Traum und Wirklichkeit und überzeugten vor allem durch ihre eindrucksvolle Umsetzung.
Bei der Inszenierung von „Der Sandmann“ des Grundkurses Darstellendes Spiel der Eichenschule Scheeßel aus Niedersachsen unter der Leitung von Anika Martens erzeugt bereits der Einlass Spannung: Blaues Licht und bebende Musik in etwa von einem Herzen sorgen für eine beklemmende Atmosphäre, die den Zuschauer sofort in die Welt des Stückes eintauchen lässt. Ein besonderes Highlight ist der kreative Einsatz von Licht und Sound. Flackernde Lichter und überraschende Schattenspiele unterstützen die düstere Stimmung, während die musikalische Untermalung, oft dramatisch und eindringlich, die Intensität der Szenen verstärkt. Besonders die Szene, in der die Anhänger des Sandmanns plötzlich aus dem Publikum auftauchen und mit Tanz und Schreien im Hintergrund für einen Schockmoment sorgen, bleibt nachhaltig in Erinnerung.
Die Darstellenden zeigen beeindruckenden Körpereinsatz und setzen die emotionalen Höhen und Tiefen der Figuren mit intensiver Mimik und Gestik um. Mehrere Schauspielenden verkörpern die Hauptfigur Nathanael, teils sogar gleichzeitig, um die unterschiedlichen Facetten seiner Persönlichkeit und seines Wahnsinns darzustellen. Dies verleiht der Inszenierung eine besondere Dynamik und Tiefe. Freeze-Techniken und Perspektivwechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart machen die Inszenierung noch vielschichtiger. Die Geschichte Nathanels, seiner Vergangenheit und Gegenwart, werden so stimmungsvoll erzählt und geben die Handlung der Textvorlage in beeindruckender Weise wieder.
Auch die Kostüme verdienen Lob: Die schwarz gekleideten Darstellenden mit Masken, die plötzlich auftauchen und angreifen, sind visuell beeindruckend und verstärken die unheimliche Atmosphäre. Kleine Unsicherheiten mindern den Gesamteindruck kaum. Vielmehr zeugen sie vom Mut und der Entschlossenheit der Darstellenden, die trotz kleiner Hürden ihre Performance durchweg professionell und leidenschaftlich fortsetzen.
Insgesamt bietet „Der Sandmann“ eine phänomenale Theatererfahrung, die das Publikum mit Überraschungen, intensiven Emotionen und unheimlichen Momenten fesselt. Die Inszenierung lässt viel Raum für Interpretation und regt noch lange nach dem Ende zum Nachdenken an.
Julina Loock (Alexander-von-Humboldt-Gymnasium)
Sandmann (Niedersachsen)
Foto: Manja Herrmann