Schultheater.Leben | Bremen | 22.09. bis 27.09.2024

9 Säulen des SDL

Der Bundeswettbewerb Schultheater der Länder (SDL) steht unter einem jährlich wechselnden FOKUS-Thema, das inhaltliche oder formale Impulse gibt und den forschenden Arbeitsschwerpunkt hin zum Schultheater der Länder-Festival setzt. Damit trägt es entscheidend zur Qualifizierung des Fachs Theater bzw. Darstellendes Spiel in der Schule bei. Die Aufführungen werden mit Blick auf den kreativen theatralen Umgang der Spielgruppen mit dem Thema von Landes- und Bundes-Jury ausgesucht; die Ausschreibung, Zeitschriften, der FOKUS SCHULTHEATER beleuchten das Thema im Zusammenspiel von Theorie und Praxis und die Fachtagung reflektiert die Produktionen praxisorientiert. Die Themenbezogenheit des SDL hat sichtbare Folgen in den Bundesländern hinterlassen: im Vorwege und im Nachhinein in den Fortbildungsangeboten der Länder, als Rahmen für die Länderfestivals oder als Impuls zur Weiterentwicklung des Schultheaters.

16 Theatergruppen – jedes Bundesland entsendet eine Gruppe – präsentieren im Rahmen des SDL-Festivals ihre Produktionen auf einer großen Bühne. Sie stehen im Mittelpunkt der Begegnung und zeigen mit Bezug zum Thema ein Spektrum vielfältiger Schultheaterformen. Die Gruppen können aus allen Schulformen und Schulstufen kommen. Sie repräsentieren unterschiedliche Arbeitskontexte in Schule von der Theater-AG über Theaterklassen bis hin zum Kurs Theater / Darstellendes Spiel. Diese Vielfalt zu zeigen ist uns wichtig. Daher kann die Bundes-Jury zusätzlich zu den 16 Gruppen eine Wild-Card auswählen, wenn in einem Bundesland zwei hervorragende Produktionen die Vielfalt dieses Spektrums in besonderer Weise erweitern.  Jedes Festival zeigt so vielfältige Aufführungen, die einen wichtigen oder impulsgebenden Beitrag zum FOKUS-Thema bieten. Die Aufführungen sind Anlass für die künstlerische Forschung der Festival-Forscher:innen und praxisorientierten Reflexion und den Nachgesprächen und Fachforen der Fachtagung.

Über das Zuschauererlebnis der 16 Aufführungen hinaus bietet das SDL ein großes Gemeinschaftsfest unterschiedlichster am Schultheater interessierter Menschen und vielschichtiges Diskussions- und Praxisforum für alle jungen und erwachsenen Teilnehmer:innen. Die Nachgespräche und Rückspiele zu den Aufführungen verfolgen das Ziel, sich mit dem Prozess und dem Ergebnis der Produktionen unter thematischen und formalen Fragestellungen auseinanderzusetzen und sind nicht nur für die Zuschauer:innen, sondern auch für die spielende Gruppe erhellend. Sie bieten die Gelegenheit, das eigene Theaterverständnis auf den Prüfstand zu stellen, auf Seiten der Zuschauer:innen Beobachtungs‑, Reflexions- und Feedbackfähigkeiten und bei den spielenden Gruppen die Bereitschaft zu Kritik und die Kompetenz, Erarbeitetes zu beschreiben und zu verteidigen, zu schulen. Die Diskussionen werden in einer von Schüler:innen verantworteten Festivalzeitung sowie an zahlreichen Begegnungs- und Gesprächsorten und -formaten des Festivals und digital im Festival-Blog und auf Social Media fortgesetzt.                                                              Die Workshops zum FOKUS-Thema werden von erfahrenen Theaterlehrer:innen, Spielleiter:innen bzw. professionellen Theaterleuten geleitet. Hier lernen die Spieler:innen neue Formen des Theaters und sich gegenseitig kennen. Eine theatrale und kommunikative Einbettung erhält das SDL auch durch das In Between zwischen den Programmpunkten, ein vielgestaltiges Rahmenprogramm in Form einer Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung sowie dem gemeinsamen Feiern am Abend.

Die in das Festival integrierte Fachtagung bietet Lehrer:innen, Wissenschaftler:innen und Theaterpädagog:innen aus dem ganzen Bundesgebiet ein Forum für Fort- und Weiterbildung. Unter dem Fachpublikum befindet sich eine große Gruppe von Organisator:innen von Landesfestivals und regionalen Treffen, von Verantwortlichen für Lehrerfortbildung in diesem Bereich, Vorstandsmitgliedern der Landesverbände oder Verfassern von Fachbeiträgen und ‑büchern.

In der Fachtagung wird das Thema vor dem Hintergrund des theoretischen Diskurses in der Wissenschaft, der Festivalbeiträge und der eigenen Schultheaterpraxis der Beteiligten im Hinblick auf Aspekte der Entwicklung von Schultheater und des Unterrichtsfachs Theater / Darstellendes Spiel reflektiert. Das FOKUS-Thema ist damit der entscheidende methodische Impuls für die Qualifizierung der Schultheaterlandschaft.

Der wissenschaftliche Fachinput des Fachtags in Form von Vorträgen und Workshops wird in den Fachforen anhand der Aufführungen auf die Praxis hin reflektiert.

Der Anspruch, das Schultheater fachlich weiterzubringen, hat bis heute erkennbare Folgen: Sowohl die Verständigung über Fachprobleme als auch die beabsichtigte Eingliederung des Theaters / Darstellenden Spiels in den Fächerkanon der Schulen haben an Intensität und Qualität gewonnen.

Damit ist das Festival „Schultheater der Länder“ zu einem wesentlichen Baustein in der Fachentwicklung geworden: Es bietet den Theaterlehrer:innen an den Schulen und den Lehrenden an den Universitäten vor allem auch in den Lehramtsstudiengängen Theater / Darstellendes Spiel durch die Begegnung von Theorie und Praxi seine einzigartige länderübergreifende Vernetzungs- und Fortbildungsmöglichkeit.

Schultheater ist Ländersache – das Schultheater der Länder ist gemeinsame Sache. Ein leitender Gedanke des SDL ist die Beteiligung der Bundesländer auf verschiedenen Ebenen: aus den Ländern in die Länder. Es ist nicht nur konstituierend, dass jedes Bundesland mit einer Gruppe vertreten ist, welche die Impulse des Treffens weiter trägt. Es ist ebenso wichtig, dass die Fachtagungsteilnehmer*innen aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen, um Impulse für die Entwicklung des Faches, von Schule durch Theater sowie inhaltliche Anregungen für die Lehrerfort- und ‑weiterbildung zu erhalten und den Dialog mit den Länderfestivals sicherzustellen.

Als in den Bundesländern rotierendes Festival richtet in jedem Jahr ein anderes Bundesland das SDL aus und nutzt diese Verantwortung für die stärkere Implementierung des Fachs Theaters und des Schultheaters im Bewusstsein der jeweiligen Landespolitik und Öffentlichkeit. Dafür setzt das jeweils ausrichtende Bundesland eigene inhaltliche und formale Schwerpunkte und wählt gemeinsam mit dem BVTS das jeweilige FOKUS-Thema.

Das SDL baut auf eine starke Partnerschaft: Der BVTS und der Landesverband des gastgebenden Bundeslandes organisieren das Treffen kooperativ und nutzen es für die Stärkung des Theaters in der Schule auf den jeweiligen Ebenen. Dabei ist der BVTS als Veranstalter für die inhaltliche, länderübergreifende Ausrichtung des SDL verantwortlich und plant diese gemeinsam mit dem Landesverband.

Durch die seit 2023 geltende Vereinbarung mit der Kultusministerkonferenz zur Förderung des Bundeswettbewerbs Schultheaters der Länder ist durch das Basis- und Erweiterungskonzept nicht nur die finanzielle Grundversorgung der Gruppen und des Festivals gesichert, sondern auch die Anerkennung als bundesweites Arbeitstreffen. Mit dem Landesverband vor Ort können in der ausrichtenden Stadt und Region synergetische Kräfte aktiviert werden, die das Schultheater in dem jeweiligen Land stärken und das SDL als Kulturveranstaltung in der ausrichtenden Stadt, Region, Bundesland und europäischen Nachbarländern grenzüberschreitend durch Innen- und Außenwirkung sichtbar machen. Das können neben dem Kultusministerium und der ausrichtenden Kommune Schulen, außerschulische Bildungseinrichtungen und Theater sowie weitere Kulturinstitutionen und Botschafter:innen für das jeweilige FOKUS-Thema des Schultheaters der Länder sein. Die   Partner:innen und ausrichtenden der nächsten beiden SDL kommen am Ende des Festivals im SDL-Kuratorium zusammen und reflektieren das Festival im Hinblick auf Transformationspotentiale für die weitere Ausrichtung des Schultheaters in den Ländern.

Regionale und bundesweite Stiftungen unterstützen durch Zuwendungen neue Impulse und Projekte.

Der BVTS ist durch seine Mitarbeit im Kuratorium des Theatertreffens der Jugend und in der ständigen Konferenz Spiel und Theater, als rotierender Veranstalter des Deutschen Kindertheaterfests und seiner Fachtagung im Austausch mit unterschiedlichen Kinder- und Jugendfestivals. Das SDL ist als Bundeswettbewerb Mitglied in der AG Bundesweiter Schülerwettbewerbe.

Die langjährige Form der schriftlichen Dokumentation wurde im Jahr 2001 durch die Fachpublikation „Fokus Schultheater“ abgelöst, die bis 2013 in der edition koerber, ab 2014 im Friedrich-Verlag veröffentlicht wurde. Der „Fokus Schultheater“ zu allen SDL-Themen ist zu beziehen über den Friedrich-Verlag und den Theaterbuchversand). Seit 2020 erscheint der FOKUS SCHULTHEATER digital in schul.theater unter https://schul.theater/fokus. Die Zielgruppe sind neben Theater-Lehrer:innen auch alle anderen interessierten  Theatermenschen. „Fokus Schultheater“ gibt durch die Verbindung von Theorie und Praxis Impulse für künstlerisch-ästhetische Forschung und didaktische Anregungen durch direkt für den Unterricht nutzbare Materialien und Spielvorlagen. Neben wissenschaftlichen Beiträgen, Essays und Rezensionen sowie Workshops- und Fachbeiträgen zum FOKUS-Thema finden sich auch Analysen sowie didaktisch-methodische Einblicke in beispielhafte Aufführungen. Für die intensive praktische Forschung hat der BVTS seit dem SDL 2023 für seine Community unter https://media.schul.theater eine Mediathek eingerichtet.

Das SDL erfindet sich immer wieder neu, um den sich verändernden gesellschaftlichen Anforderungen gewachsen zu sein und lebendig zu bleiben. Es will durch nachhaltige Transformation Leben probieren, Demokratie erfahren und Gesellschaft gestalten. Dieses erfordert Kontinuität und Innovation.

Zur Weiterentwicklung des SDL wurde 2015 eine SDL-Arbeitsgruppe des Bundesverbandes eingerichtet, die die einzelnen Elemente des Festivals auf den Prüfstand stellte und sich Gedanken über eine Qualitätssteigerung sowie über eine Verbesserung des Marketings und der Bewerbungslage machte. Dazu wurde durch die Mercator-Stiftung finanziert ein Coaching-System ins Leben gerufen. Seit 2017 ist dadurch auch eine Konzeptbewerbung möglich. Die Gruppen, deren Inszenierungskonzept für förderungswürdig erachtet wird, erhalten die Möglichkeit, kostenfreie Unterstützung durch einen Theaterexperten oder Theatercoach zu erfahren.Mit dem Ende der Förderung durch die Merkator-Stiftung können Coaches nur in wenigen Fällen v.a. auch durch die Landesverbände engagiert werden. Um das Coaching-System wieder zu beleben, muss eine Stiftung gefunden werden.

Auf dem SDL 2018 in Kiel wurde erstmalig eine neue Festivalstruktur mit Parallelaufführungen ausprobiert, die zu einer Entschleunigung des Festivals führte. Dieser Wunsch nach Entschleunigung war von vielen Festivalteilnehmer:innen – Schüler:innen wie Lehrer:innen – immer wieder gestellt worden. Diese ist im Hinblick auf das Basiskonzept, das eine Kürzung des Festivals um einen Tag vorsieht, problematisch. Lösungen dafür suchen seit 2023 die SDL-AG und das SDL-Kuratorium.